Luchs

Luchse sind kleine Raubkatzen, die durch unsere Wälder streifen. In Bayern hat sich im Bayerischen Wald wieder eine kleine Population etabliert.
 

Aussehen

Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist eine Katze für kühle Verhältnisse. Das Fell ist dicht und meist – aber nicht immer – gefleckt (manchmal rosettenförmig wie bei einem Leopard, manchmal gefüllt). Das Fellmuster eines Luchses ist damit einzigartig und macht eine individuelle Unterscheidung möglich. Das macht man sich beim sogenannten Fotofallen-Monitoring mit Weißlichtblitz-Wildkameras zu nutze.

Die breiten Tatzen wirken auf weichem Untergrund wie Schneeschuhe und ermöglichen lautloses Schleichen (vor allem nachts). Pinselohren, Stummelschwanz und Backenbart tragen beide Geschlechter, 

Der männliche Luchs heißt „Kuder“. Er ist größer und schwerer als das Weibchen, die „Katze“. Luchse sind vergleichbar mit einem mittelgroßen Hund: etwa 55 cm hoch und und 20 kg schwer (Männchen schwerer als Weibchen).

Die riesigen Territorien der Kuder (15.000-40.000 ha je nach Ressourcenverfügbarkeit) schließen häufig mehrere kleinere Weibchen-Reviere (8.000-20.000 ha) mit ein.

Typische Luchsspur: asymmetrische Zehenanordnung, runde Pfotenabdrücke (6-9 cm Durchmesser) in einer Linie, ohne Krallenabdrücke.

Verhalten

Luchse sind überzeugte Einzelgänger: Sie sitzen gerne auf Aussichtswarten in zugänglichem Gelände. Schließlich wollen sie nicht überrascht werden – weder von Artgenossen noch von Menschen.

Nur von Februar bis März duldet die Katze den Kuder in ihrer Nähe. Die Männchen streifen dann weit umher und treffen sich mit dem paarungswilligen Weibchen oft an bekannten „Ranzplätzen“. Danach geht das Paar wieder getrennte Wege.

Pro Wurf gibt es 1-4 Jungtiere. Diese werden nach etwa 70 Tagen Tragezeit Ende Mai bis Mitte Juni in einer Wurfhöhle geboren. Spätestens nach einem Jahr, wenn die Mutter wieder Junge bekommt, müssen sich die Jungluchse eigene Reviere suchen.

Ein junger Luchskuder kann weit umherstreifen, doch lässt er sich meist wieder in der Nachbarschaft anderer Luchse nieder. Deshalb erobert die große Katze nur langsam neue Gebiete. Sie ist ein schlechter „Disperser“.

Die Reviere der Katzen sind etwa 200km² groß, die der Kuder etwa 400km². Kuder umfassen mit ihren Streifgebieten meist mehrere Katzen-Reviere. Reviergrößen können erheblich schwanken, je nach Nahrungsverfügbarkeit und Vorkommen.

 

Nahrung

Luchse sind heimattreu und kennen ihr Jagdrevier aus dem „ff“, denn ihre Hauptbeute sind bei uns Rehe, in den Alpen manchmal auch Gams. Weil Rehe in ihrem Revier heimlich und geschickt jede Deckung ausnutzen, muss der Luchs die Einstände der Beutetiere auf seinen Pirschgängen erst finden. Gute Ortskenntnis hilft ihm dabei, doch lassen sich Rehe nicht so leicht überrumpeln. Die Rehbestände sind in den meisten Regionen Bayerns aus verschiedenen Gründen hoch, Sorge um Nahrung muss sich ein Luchs nicht machen.

Zu über 80% frisst ein Luchs Rehe, hinzu kommen (wo vorhanden) auch Rothirsch (v.a. Kälber und Jährlinge), Kleinsäuer, Vögel. Abhängig ist die Nahrungszusammensetzung von Jahreszeit und Vorkommen der Beutetiere.

Neuere aufwändige wissenschaftliche Untersuchungen aus dem Bayerischen Wald und der Schweiz zeigen, dass es große regionale und sogar lokale Unterschiede beim Einfluss des Luchses auf die Rehbestände gibt. Faktoren sind zum Beispiel Lebensraum, Höhenlage, Jagdregime und andere Todesursachen wie der Straßenverkehr.

Der Luchs ist ein Ansitzjäger. Wie unsere Hauskatzen, bringt er viel Geduld mit und legt sich auf die Lauer. Nach einem kurzen Sprint packt der Luchs die Beute und tötet durch einen gezielten Kehlbiss. Da er alleine jadt, muss er effektiv töten, da ihm die Beute sonst wieder entwischt.

Als echte Katze ist der Luchs ein Feinschmecker und bevorzugt Muskelfleisch. Er beginnt oftmals an den Schlegeln (Oberschenkel) zu fressen .

Luchse sind sparsam: Ein Reh reicht für mehrere Mahlzeiten. Der Rest wird für das nächste Mal sorgfältig zugedeckt. Luchse fressen ca. 2kg Fleisch pro Tag. Grob kann man sagen, dass ein Luchs ein Reh pro Woche frisst. Katzen mit Jungtieren brauchen natürlich mehr.

Nahrungszusammensetzung Luchs

Vorkommen

Luchse brauchen keine einsame Wildnis zum Überleben, wohl aber ein waldreiches Gebiet. Für sie genügt: eine Wurfhöhle für die Jungen, ungestörte Tageslager und Beute zum Sattwerden. Problematisch für den Luchs sind vielbefahrene Straßen und illegale Nachstellungen.
Der europäische Luchs kam vom Atlantik bis nach Sibirien praktisch überall vor. Um 1800 gab es Luchse nur noch in den Gebirgen und großen unzugänglichen Waldgebieten. 100 Jahre später war er dann auch dort verschwunden. Vehemente Jagd auf die Tiere dezimierten die Bestände. Mutmaßlich ist auch der Rückgang von Waldfläche und Beutetieren im 19. Jahrhundert indirekt für die Ausrottung der Luchse mit verantwortlich.

Bayern: 1846 wurde der letzte Luchs im Bayerischen Wald getötet, 1852 in den Bayerischen Alpen.
Seit den 1970er Jahren gibt es im Bayerischen Wald wieder Luchse. Im Monitoringjahr 2018/2019 wurden in Bayern 60 selbständige (das heißt ausgewachsenen Tiere, ohne Muttertier unterwegs) Luchse und 26 Jungtiere nachgewiesen.
Die Tiere sind grenzüberschreitend (Österreich, Tschechien), immerhin 49 Luchse davon (selbstständig und Jungtiere) sind v.a. in Bayern unterwegs. 11 weibliche Tiere hatten Nachwuchs. Näheres dazu im untenstehenden Link "Aktuelle Zahlen".

Vereinzelt lassen sich auch im bayerischen Alpenraum wieder Luchse entdecken. Eine dauerhafte Anwesenheit gibt es hier aber noch nicht. Der Luchskuder Alus wurde über einen längeren Zeitraum im Grenzgebiet Berchtesgaden-Salzburger Land nachgewiesen. 2017 wurde er erschossen aufgefunden. Monitoring Luchsprojekt Pinzgau
Vereinzelt werden Luchse z.B. durch Fotofallenaufnahmen im Alpengebiet nachgewiesen. Im Oberallgäu hält sich mutmaßlich ein Luchs seit längerem auf.

 

Aktuelle Zahlen der Luchse in den Nationalparken Bayerischer Wald/Sumava (Monitoringjahr 2019/2020).

Zahlen der Luchse im Untersuchungsgebiet Bayern/Tschechien/Österreich (3 Lynx; Monitoringjahr 2018/2019).

Luchs Nachweise in Deutschland

Luchs Verbreitungskarte Deutschland (30.10.2019)

 

Schutzstatus

Die größten Widerstände gegen ihn gibt es meist von den Konkurrenten um Rehe, also von den Menschen.

Luchse gibt es bei uns in Bayern seit Wiederansiedlungen in den 1970er und 1980er Jahren. Die Schutzbemühungen und rechtlichen Grundlagen haben dies ermöglicht.

Der Luchs ist in Europa noch immer gefährdet und unterliegt einigen Schutz-Abkommen:
Berner Konvention, Bonner Konvention, Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES),  Flora-Fauna-Habitat Richtlinie (Umsetzung in Bundesnaturschutzgesetz), europäische Artenschutzverordnung, Bundesartenschutzverordnung.

Der Luchs gilt als jagdbare Tierart, ist aber ganzjährig geschont. Ausnahmen der Schutzverordnungen kann es auf Grund erheblicher Schäden oder unmittelbarer Gefahr geben. Dies ist in Bayern im Managementplan Luchs geregelt.

Managementplan Luchs in Bayern

Weitere Infos und Projekte

Hier gehts zu unserem Infomaterial über Luchse.

In Bayern werden Luchse durch Projekte in den Nationalparken Bayerischer Wald und Sumava (CZ) und durch das länderübergreifende Projekt 3Lynx dokumentiert.

Für das Management der Luchse ist das Landesamt für Umwelt zuständig.

Weitere Luchsprojekte gibt es in den Bundesländern mit Luchsvorkommen:
Rheinland Pfalz
Harz
Baden-Württemberg (Einzelvorkommen Luchs)

Tatort Natur - Illegale Nachstellung geschützter Tierarten